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Die Uni-Mensa als Durchlauferhitzer

Sola Hülsewig25. Mai 2012

In Deutschland studieren so viele junge Leute wie nie zuvor. Sie alle wollen mit Essen versorgt werden, viele Mensen sind überfüllt. Für Erweiterungen der Gebäude aber fehlt vielerorts das Geld. Zum Beispiel in NRW.

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Essensausgabe in der Mensa der TU Dortmund (Foto: Sola Hülsewig)
Bild: DW

Um die Mittagszeit wimmelt es in der Hauptmensa der Technischen Universität Dortmund wie in einem Ameisenhaufen. Studentinnen und Studenten mit weißen Tabletts in den Händen drängen sich aneinander vorbei, schnell bilden sich lange Schlangen vor den verschiedenen Essenstheken. Weiß gekleidete Mensamitarbeiter portionieren die Gerichte auf Porzellanteller.

Zu viert Plätze finden ist schwierig

Sina und Jenny haben sich für die Kartoffel mit Kräuterquark und Salatbeilage entschieden. Die beiden jungen Frauen studieren Grundschullehramt. Bei der Suche nach einem Sitzplatz haben sie heute Glück. "Wenn man zu zweit ist, dann geht das. Aber zum Beispiel mit vier Leuten Plätze zu finden, das ist echt schwierig", sagt Jenny.

Zwei Studentinnen in der Mensa (Foto: Sola Hülsewig)
Sina und Jenny bei der gemeinsamen MittagspauseBild: DW

Heute müssen sich die beiden beeilen. Sie haben nur eine halbe Stunde Zeit fürs Mittagessen, dann fängt ihre nächste Vorlesung an. Schnell essende Gäste sind in der Dortmunder Mensa aber gern gesehene Gäste: Für die 5000 Studenten, die täglich hier essen, stehen etwa 1400 Sitzplätze zur Verfügung, sagt Aytekin Kilic, stellvertretender Leitender des Studentenwerks in Dortmund, das für den Mensa-Betrieb verantwortlich ist. Die meisten Studierenden halten sich wie Sina und Jenny nicht sehr lange in der Mensa auf, so dass meistens ein schneller Wechsel stattfindet.

Zum Glück, denn wie auch in Dortmund betrachten die Hochschulen in Deutschland – und mit ihnen die Studentenwerke – die ansteigenden Studentenzahlen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Noch nie haben in Deutschland so viele junge Menschen studiert, und das ist politisch durchaus so gewollt, gerade auch mit Blick auf den häufig beschworenen Fachkräftemangel. Andererseits platzen die Hochschulen schon jetzt aus allen Nähten. Viele Hörsäle, Wohnheime und Mensen haben ihre Kapazitätsgrenzen längst erreicht.

Die Hauptmensa des Dortmunder Studentenwerks (Foto: Sola Hülsewig)
Die Hauptmensa des Dortmunder StudentenwerksBild: DW

2013 steht ein neuer Studentenansturm bevor

Doch 2013 werden in Nordrhein-Westfalen wegen der Schulzeitverkürzung zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machen. Auf Unis und Fachhochschulen kommt deshalb erneut ein Ansturm neuer Erstsemester zu. Zudem machen sich die doppelten Abiturjahrgänge aus anderen Bundesländern bemerkbar, die bereits früher auf eine 12-jährige Schulzeit umgestellt haben.

Dabei ist die Technische Universität Dortmund trotz allem noch in einer glücklichen Lage, Studierende an anderen Hochschulen könnten hier neidisch werden: Das Studentenwerk Dortmund hat in der Hauptmensa der Technischen Uni 300 neue Sitzplätze geschaffen und die Cafeteria ebenfalls um 300 Plätze erweitert. "Das erleichtert einiges", sagt Aytekin Kilic vom Studentenwerk Dortmund.

Günther Remmel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke in Nordrhein-Westfalen (Foto: Sola Hülsewig)
Hofft auf Entspannung ab 2018: Günther RemmelBild: DW

Für große Umbauten ist kein Geld da

Warum funktioniert hier, was anderswo nicht möglicht ist? In Dortmund gehört das Gebäude der Hauptmensa dem Studentenwerk, das somit selbst über den Umbau bestimmen konnte. An anderen Unis und Fachhochschulen besitzt jedoch häufig das Land die Räumlichkeiten, was die Sanierung oder den Umbau erschwert.

Zwar bekämen alle Studentenwerke seit 2011 mehr Geld vom Land, trotzdem sei für große Umbauten kein Geld da, bestätigt Günther Remmel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke in Nordrhein-Westfalen. Hinzu komme, dass niemand wisse, wie hoch die Studierendenzahlen nach 2018 oder 2020 seien, wenn der Doppeljahrgang sein Studium beendet haben sollte, sagt Remmel: "Ich gehe zwar eigentlich davon aus, dass es keine Rieseneinbrüche gibt, aber man weiß es nicht genau. Deshalb sagt die Politik natürlich auch: Wir schaffen keine neuen Gebäude für diese Überlast, die nur befristet da ist."

Blick in die Hauptmensa des Studentenwerks in Dortmund (Foto: Sola Hülsewig)
Die Hauptmensa des Studentenwerks in Dortmund hat etwa 1400 SitzplätzeBild: DW

Mangelndes Geld ist außerdem nicht das einzige Problem. Erweiterungen sind nicht möglich, wenn schlicht der Platz fehlt. "Wenn ich mir die Mensa in Münster am Aasee angucke – da geht einfach nichts mehr", sagt Remmel. In solchen Fällen müssten Notlösungen her, die garantierten, dass die Studierenden auf jeden Fall mittags etwas zu essen bekämen.

Pizzaautomat in Bochum

So hat sich die Ruhr-Uni Bochum beispielsweise einen Imbisswagen und einen Pizzaautomaten zugelegt. Andere Übergangslösungen sind Mensacontainer, die schnell aufgebaut und notfalls wieder abgebaut werden könne, wie in Minden.

Günter Remmel hofft, dass sich die Situation in den Mensen in den Jahren nach 2018 wieder entspannt. Bis dahin sind wahrscheinlich auch Sina und Jenny aus Dortmund fertig. Sie lassen sich aber von der stressigen Jagd nach Sitzplätzen nicht die Laune verderben. "Das Essen ist immer lecker und der Preis ist auch okay."