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Keine sanften Töne Richtung Kreml

24. Dezember 2013

Die Pussy Riot-Aktivistinnen waren in tausende Kilometer voneinander entfernten Straflagern interniert. Jetzt haben sie sich in Ostsibirien wieder getroffen. Ihre Freiheit nutzen sie zu einer Kampfansage an Putin.

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Aljochina - links - und Tolokonnikova bei ihrem Treffen in Krasnojarsk (Foto: reuters)
Bild: Reuters

Pussy Riot wollen für Menschenrechte kämpfen

Wegen ihrer Verbalangriffe auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin kamen die Punk-Musikerinnen der Band Pussy Riot, Maria Aljochina (im Artikelbild links) und Nadeschda Tolokonnikowa, ins Gefangenenlager. Kurz nach ihrer Freilassung zeigen sich die Aktivistinnen ungebrochen und attackieren Putin und sein System erneut schwer. Im sibirischen Krasnojorsk konnten sie sich die beiden jungen Frauen jetzt wieder in die Arme schließen. "Nadja und Mascha - zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder zusammen, Ost-Sibirien", twitterten die Musikerinnen.

Kampf für Häftlinge

Die 25-jährige Aljochina und ihre ein Jahr jüngere Mitstreiterin Tolokonnikowa kündigten an, sich künftig für die Rechte von Gefangenen einsetzen zu wollen. Sie wolle sich insbesondere für eine Verbesserung der Haftbedingungen von Frauen in russischen Straflagern einsetzen, sagte Aljochina der Tageszeitung "Die Welt". Dabei würde Pussy Riot die "bunten und frechen Methoden einsetzen, die schon erprobt sind". In Anspielung auf das Anti-Putin-Lied ihrer Punkband in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, das zu ihrer Verurteilung geführt hatte, fügte sie hinzu: "Wir werden versuchen, unser Lied zu Ende zu singen."

Freilassung war "PR-Gag"

Tolokonnikowa erklärte, sie sei in Arbeitsstimmung: "Jetzt fängt alles erst an, also schnallen sie sich an." Ganz Russland sei nach dem Vorbild eines Straflagers konstruiert, sagte Tolokonnikowa. Um das Land zu verändern, müsse auch das Strafvollzugssytem geändert werden. Die Zeit im Straflager sei für sie keine "verlorene Zeit" gewesen, fügte Tolokonnikowa hinzu. Sie habe den russischen Strafvollzug, den sie als "totalitäre Maschine" bezeichnete, von innen gesehen und sei durch diese Erfahrung "gewachsen". Aljochina erklärte, sie habe vor nichts mehr Angst. Sie sprach von der Amnestie als einem "PR-Gag" Putins vor den Olympischen Spielen in Sotschi im Februar.

Die beiden Aktivistinnen hätten im März 2014 ihre zweijährige Haftstrafe verbüßt. Ihre vorzeitige Freiheit verdanken die Musikerinnen dem vergangene Woche verabschiedeten Amnestiegesetz. Ein drittes Mitglied der Band, Jekaterina Samuzewitsch, war bereits im vergangenen Jahr freigekommen.

Aljochina saß in Nischni Nowgorod rund 450 Kilometer östlich von Moskau im Gefängnis. Tolokonnikowa war wenige Wochen vor ihrer Freilassung in ein Straflager im 4.400 Kilometer von Moskau entfernten Krasnojarsk in Ostsibirien verlegt worden.

Laut Menschenrechtlern dürften durch die Amnestieregelung rund 1.500 Häftlinge freikommen. Insgesamt sitzen fast 700.000 Menschen in russischen Gefängnissen. Auf seiner Jahrespressekonferenz am vergangenen Donnerstag hatte Putin beteuert, es gebe keine politischen Gefangenen in Russland.

qu/sti (dpa, afp)