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Drei-D-Druck

Marcus Bösch14. März 2013

Wir leben in aufregenden Zeiten. Falls Ihnen das bis jetzt entgangen ist. Ein Grund: Im 21. Jahrhundert druckt man sich die Welt, wie sie einem gefällt. Oder so ähnlich...

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3D-ausgedruckte Produkte auf der CeBIT in Hannover 2013 Fotograf: Marcus Bösch
Bild: Marcus Bösch

Ich war auf der CeBIT. Dieser Technikmesse in Hannover. Riesige Hallen, schlechte Luft und sehr viele, sehr laute Geräusche. Messestände, Boxen. Geräte, die Geräusche machen und immer und überall sehr viele Menschen. Menschen auf Messen hetzen entweder rastlos von A nach B oder sie sitzen orientierungslos herum und gähnen. Müde und geschafft. Ein Sinnbild der modernen Gesellschaft.

Atomare Struktur erfassen

Weder müde noch geschafft sahen die Menschen aus, die sich um einen kleinen Stand versammelt hatten, um dort ein Gerät der Extraklasse zu bestaunen. Es handelte sich um einen so genannten Replikator. Replikatoren erlauben es, jeden in seiner atomaren Struktur vorher erfassten oder programmierten Gegenstand zu erzeugen. Damit werden vor allem Dinge des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Lebensmittel, erzeugt. Jedoch ist der Replikator nicht auf solche beschränkt.

Sorry. Die letzten beiden Sätze des letzten Absatzes sind gelogen. Und geklaut. Copy & Paste. Der Wikipedia-Artikel über Star Trek-Technologie war noch in einem anderen Tab geöffnet und ich konnte nicht widerstehen. Noch mal: Es gibt keinen funktionierenden Star Trek-Replikator. Weder auf der CeBIT noch sonst wo. Zumindest keinen, der Gegenstände aus ihrer atomaren Struktur heraus noch mal als Kopie erstellt. Das ist Science Fiction. (Noch.)

Das Gewehr

Allerdings - ist das Betrachten eines existierenden 3D-Druckers live und echt in Aktion fast genauso faszinierend. 3D-Drucker gibt es nämlich wirklich. Einige davon standen auf der CeBIT herum, gaben Geräusche von sich und fertigten echte Produkte an. Zum Beispiel eine Vase oder eine Darth-Vader-Statue oder ein Architektur-Modell oder ein fast täuschend echt aussehendes Gewehr.

"Just for show", sagte der nette asiatische Herr am 3D-Druckerstand, als ich ihn fragte, ob man das Gewehr auch benutzen könne. Dabei dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis flächendeckend Waffen ausdruckt werden, die funktionabel sind. Überhaupt ist das Militär - mal wieder - ein wahrer Innovationstreiber. Die Damen und Herren Militärs überlegen nämlich derzeit beispielsweise, ob es nicht voll praktisch wäre, schwer zu bekommende Ersatzteile in Einsatzgebieten einfach auszudrucken.

Druck Dir ein Bein

Ersatzteile ist dabei ein munterer Oberbegriff. Denn unter Ersatzteile fällt in den Überlegungen auch der Oberschenkelknochen eines verwundeten Soldaten und ähnlich verrücktes Zeugs. Der notwendige 3D-Drucker würde natürlich von unbemannten Drohnen geliefert. Warum nur ein Drucker und nicht zwei oder drei? Nun ja, die weiteren könnte man dann ja mit dem einen ausdrucken.

Wet Burrito von Diana's Copyright: Christopher Vasquez
Wet Burrito von Diana'sBild: cc-by-2.0/Christopher Vasquez

Natürlich ist ganz viel davon noch abgefahrene Zukunftsmusik. Aber vielleicht sollten wir uns alle mal gedanklich auf einen möglichen Weltentwurf vorbereiten, in dem Produkte des täglichen Gebrauchs zu Hause aus einem Kasten mit Internetzugang kommen. Die ideellen Enkel der Garagenbastler, die uns Computer, Handys und astrein funktionierende Navigationssysteme eingebrockt haben, basteln derzeit zum Beispiel an einem Burritobot.

Echtes Essen

Dieses Gerät kann einen schmackhaften Burrito - nun ja - ausdrucken. Ein erstes Produktvideo gibt es. Und wie das dann schmeckt? Darüber informiert dann wieder der Star Trek-Technologie-Artikel: Der Replikator ist nicht perfekt, einige Male wird gesagt oder angedeutet, dass "echtes" Essen besser schmeckt.

Marcus Bösch war irgendwann 1996 zum ersten Mal im Internet. Der Computerraum im Rechenzentrum der Universität zu Köln war stickig und fensterlos. Das Internet dagegen war grenzenlos und angenehm kühl. Das hat ihm gut gefallen.

Bild von Marcus Bösch
DW-Netzkolumnist Marcus BöschBild: DW/M.Bösch

Und deswegen ist er einfach da geblieben. Erst mit einem rumpelnden PC, dann mit einem zentnerschweren Laptop und schließlich mit geschmeidigen Gerätschaften aus aalglattem Alu. Drei Jahre lang hat er für die Deutsche Welle wöchentlich im Radio die Blogschau moderiert. Seine Netzkolumne gibt es hier jede Woche neu.