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Blutiger Auftakt für afghanischen Wahlprozess

Waslat Hasrat-Nazimi18. September 2013

Nur zwei Tage nach dem Beginn der Registrierung von Kandidaten für die afghanischen Präsidentschaftswahlen ist der Leiter der Wahlkommission in der Provinz Kundus erschossen worden.

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Bundeswehrpatrouille in Kundus (Foto: picture-alliance/JOKER)
Bild: picture-alliance/JOKER

Amanullah Aman war einer von vielen Mitarbeitern der unabhängigen Wahlkommission in den Provinzen, die dafür arbeiten, dass der gesamte Wahlprozess demokratisch vor sich geht. "Kurz vor neun Uhr morgens (18.09.2013) wurde Aman auf dem Weg in die Stadt von zwei Männern auf einem Motorrad angegriffen", berichtete der Polizeichef von Kundus, Ebadullah Talwar. "Er erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Wir hatten Aman drei Leibwächter zur Verfügung gestellt, die jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht bewaffnet waren." Der Polizeichef spricht gegenüber der Deutschen Welle von "Unachtsamkeit der Sicherheitsleute Amans".

Die Taliban bekannten sich kurze Zeit nach dem Attentat auf ihrer Webseite als Täter. Im August hatte der Führer der Taliban, Mullah Omar, die für kommenden April geplante Wahl öffentlich als "Zeitverschwendung" verurteilt.

Taliban auf dem Vormarsch

Die Provinz Kundus habe derartigen Anschlägen kaum etwas entgegen zu setzen, klagt Gouverneur Muhammad Anwar Jigdalek: "Wir geben unser Bestes, aber das reicht nicht. Gegen Terrorangriffe und Selbstmordanschläge sind wir kaum gewappnet." Es fehle es an technischer Ausrüstung, um Anschläge wie denjenigen auf den Leiter der Wahlkommission zu vereiteln.

Nach Informationen des Korrespondenten der Deutschen Welle in Kundus sind die Taliban bereits in drei der sechs Bezirke der Provinz Kundus aktiv, Imam Saheb und Dashte Archi im Norden und Char Darah im Westen. Dort operierten bis zu bis 300 Kämpfer. Allein in den vergangen zwei Wochen gab es zwei Gefechte mit den Regierungstruppen. Der jüngste Anschlag geschah in der Stadt Kundus, wo sich das Feldlager der Bundeswehr befindet.

Nur noch wenige Wochen bleiben, bis die Bundeswehr aus der Provinz abzieht. Der Gouverneur von Kundus ist besorgt, dass die Lage sich dann noch weiter verschlechtern wird. "Unsere ausländischen Partner, die Deutschen, haben uns keine technischen Möglichkeiten im Bereich des Geheimdienstes zur Verfügung gestellt", klagt der Gourverneur. "Und jetzt ziehen die Deutschen aus Kundus ab. Obwohl wir ihre Unterstützung hier vor Ort brauchen, gehen sie in ihr Hauptquartier nach Masar-i Sharif." Von dort wird die Bundeswehr ganz aus Afghanistan abziehen.

Ein Versorgungskonvoi der Bundeswehr verlässt das Feldlager in Kundus (Foto: picture-alliance/dpa)
Was wird, wenn die Bundeswehr aus Kundus abgezogen ist?Bild: picture-alliance/dpa

Wer kann Sicherheit für ordnungsgemäße Wahlen garantieren?

Noor Mohammad Noor, Sprecher der Wahlkommission in Kabul, unterstreicht, dass ohne Sicherheit die Wahl nicht ordnungsgemäß stattfinden könne. "Wir arbeiten hart daran, die Bedingungen für den ordnungsgemäßen Verlauf der Wahl zu schaffen", sagte Noor der Deutschen Welle. Man habe Präsident Karsai aufgefordert, die Sicherheit mit Hilfe der nationalen und internationalen Sicherheitskräfte zu gewährleisten. "Wenn das der Fall ist, dann kann die Wahl auch entsprechend unserer Verfassung und Gesetze durchgeführt werden."

Es gibt jedoch starke Zweifel unter den Afghanen, ob die Regierung fähig sein wird, diese Sicherheit zu gewährleisten. So wie bei Sakhidad, der als Lehrer in Kundus arbeitet. "Jeden Tag wird die Sicherheitslage schlechter und schlechter. Die Menschen sind unzufrieden, niemand kann ein ruhiges Leben führen - egal ob Händler, Lehrer oder sonst wer." Er fordert von der Regierung, die Sicherheitslage so schnell wie möglich zu verbessern, bleibt aber skeptisch. "Wenn nicht mal die Regierung den Leiter der Wahlkommission schützen kann, was soll ich dann als einfacher Lehrer sagen?"