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Didacta: Bildung mit Zukunft

Helga Spannhake 26. März 2014

Auf der Didacta 2014 dreht sich alles um die Digitalisierung des Klassenzimmers. Aber auch Bildungsgerechtigkeit, höhere Bildungsausgaben und Systemreformen stehen auf dem Stundenplan.

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Legoturm Mindstorm Foto: DW/H. Spannhake
Bild: DW/H. Spannhake

Aus grauen Legosteinen ist der Turm gebaut, mit integrierter technischer Kommandozentrale. Eine schwarze Kunststoffklappe am oberen Ende des Turms hält eine kleine silberne Kugel, die auf Knopfdruck ungebremst zu Boden fällt. Mit dem neuen Set aus dem Programmiersystem Mindstorms, das am Messestand der diesjährigen Didacta Premiere feiert, möchten die Entwickler physikalische Gesetze wie die Gravitation für Schüler spielerisch erlebbar machen. Frei nach dem Motto: Was man mit eigenen Händen ausprobiert, verankert sich besser im Kopf.

Einmal im Jahr findet die Bildungsmesse Didacta im Wechsel in verschiedenen deutschen Städten statt, diesmal in Stuttgart. Seit Dienstag (25.03.2014) sind die Messehallen für die Besucher geöffnet. In diesem Jahr bieten 900 Aussteller ihre Ideen und Produkte an, gegenüber 874 im Vorjahr. 80 der Aussteller kommen inzwischen aus dem Ausland - und zwar nicht nur aus Europa, sondern auch aus den USA und Mexiko, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das zeigt die weltweit wichtige Stellung der Didacta für die Bildungsbranche.

Von Robotern und Türmen

Mit mehr als tausend Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen ist die Didacta nicht nur die größte zentrale Veranstaltung für Lehrer und Erzieher, sondern für den gesamten Aus- und Weiterbildungsmarkt. Deshalb spricht Wilmar Diepgrond, der Vorsitzende des Verbandes Bildungsmedien e.V., zur Eröffnung von Europas größter Bildungsmesse auch von der "Messe des lebenslangen Lernens".

Roboter Nao Foto: DW/H. Spannhake
Der kleine "Nao" soll beim Lernen helfenBild: DW/H. Spannhake

Am Stand gleich neben dem grauen Lego-Turm sitzt ein kleiner, menschenähnlicher Roboter. "Nao" hat verschiedene Sensoren und kann sich auf Befehl hinsetzen oder aufstehen. Seine Entwickler werben damit, dass "Nao" Inhalte der so genannten MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, anschaulich vermittle. Dazu zählen Themen wie Robotik, Steuer- oder Regelungstechnik.

Derart neuen und spannenden Technologien widmet sich die Didacta in Halle 8. Man könnte sie im Unterricht sofort einsetzen - sofern denn genug Geld in der Kasse ist. An den Ausstellerständen kann man die neuesten Generationen von Whiteboards, iPad Systemen für Schulklassen und weitere digitale Lernmedien ansehen und testen. Die Technik wird beständig weiter entwickelt; das spiegelt sich auf der Didacta deutlich wider.

Datenschutz wird großgeschrieben

Allerdings erfordert die zunehmende Digitalisierung des Unterrichts an den Schulen und in der betrieblichen Bildung den richtigen Umgang mit diesen Medien. Und damit wird der Datenschutz zu einer primären Bildungsaufgabe und zu einem wichtigen Thema auf der Didacta. Thomas Floß von der Initiative "Datenschutz geht zur Schule" verweist in dem Zusammenhang auf zu simple Passwörter oder unentdeckte Trojaner auf Schulrechnern und will in Stuttgart für das Thema sensibilisieren: "Schülerdaten auf privaten Lehrercomputern müssen zum Beispiel unbedingt verschlüsselt werden", fordert Floß.

Podiumssitzung bei der Didacta 2014 in Stuttgart Foto: DW/H. Spannhake
Digitalisierung und Datenschutz sind das Thema zahlreicher PodiumsdiskussionenBild: DW/H. Spannhake

Soziale Medien und Schule

Das Thema Datenschutz nimmt auf der Didacta auch deshalb einen wichtigen Stellenwert ein, weil die sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp und Twitter zunehmend die Lernräume erobern. So widmet sich in diesem Jahr der so genannte "Hochschultag" dem Thema "Soziale Medien und Schule – von der Facebook-Nutzung für Lehrer bis zum Internet als realer Lebenswelt". Im Zentrum stehen Diskussionen darüber, wie sich Lehrer im Netz verhalten sollten. Wichtig sei es, eine professionelle Distanz zu wahren und Persönliches außen vor zu lassen, so der Tenor auf den Podiumsbühnen und an den Ständen der Didacta.

Dagegen lassen sich Hausaufgaben und Termine durchaus über Facebook verbreiten. Und mit Twitter können Experten sogar direkt in den Unterricht geholt werden: Über gut gesetzte Hashtags kann zum Beispiel bei einer Diskussion über aktuelle politische Themen eine Öffentlichkeit mit einbezogen werden. "Ein weiterer Vorteil von Twitter ist es, dass Schüler sich bei Diskussionen hinter Nicknames verstecken können und damit bereitwilliger ihre wirkliche Meinung kundtun können", sagt Richard Heinen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Learning Lab der Universität Duisburg-Essen.

Duale Ausbildung gebündelt in einer Halle

Das duale Berufsausbildungssystem in Betrieb und Berufsschule ist immer noch ein Aushängeschild für Deutschland. Um dem Interesse gerecht zu werden, ist dieses Thema auf der Didacta diesmal komplett in einer Halle untergebracht. Lange Laufwege entfallen damit, denn neben kompletten Fachraumeinrichtungen und Lehrbuchabteilungen, in denen man nach Herzenslust stöbern kann, finden hier auch die Foren zur beruflichen Ausbildung statt. Man diskutiert zum Beispiel über eine gleichwertige Stellung der beruflichen Gymnasien und die individuelle Förderung in Schule und Ausbildungsbetrieb. Unter dem polemischen Motto "Biete Dienstwagen, suche Azubi" bietet eine Expertenrunde Tipps für Unternehmen, Azubis für sich zu gewinnen.

Besucher bei der Didacta 2014 in Stuttgart Foto: DW/H. Spannhake
Die DIDACTA kann sich auch 2014 über regen Besucherandrang freuenBild: DW/H. Spannhake

Neben der dualen Ausbildung und den neuen Technologien geht es auf der Didacta aber auch in diesem Jahr wieder um all die Themen, die den Pädagogen in Deutschland auch sonst unter den Nägeln brennen: Wie kann man die Übergänge im deutschen Schulsystem besser gestalten, wie soll Deutschland mit dem demografischen Wandel umgehen, welche Ganztagsschulen wünschen sich Eltern, Schüler und Lehrer. Und wie können die Bildungspolitiker gewährleisten, dass alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrer Herkunft, dem Geldbeutel der Eltern oder einer Behinderung vom deutschen Bildungssystem profitieren.