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Korruption kommt Petrobras teuer zu stehen

23. April 2015

Brasiliens größter Konzern Petrobras ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Ein Teil der Verluste ist direkte Folge des Korruptionsskandals, der auch Brasiliens Präsidentin Rousseff bedroht.

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Brasilien Petrobras Logo an der Raffinerie in Cubatao
Bild: Reuters/P. Whitaker

Mit der Veröffentlichung einer Bilanz der Korruptionsaffäre bei Petrobras will der brasilianische Ölkonzern ein neues Kapitel aufschlagen. Wie Petrobras in Rio de Janeiro mitteilte, kostete die Korruptionsaffäre den Staatskonzern im vergangenen Jahr 6,2 Milliarden Reais (etwa 1,9 Milliarden Euro). Daneben lasteten die niedrigen Öl- und Gaspreise sowie die gesunkene Nachfrage nach Petrochemie-Produkten auf der Bilanz: Insgesamt verbuchte das staatlich kontrollierte Unternehmen im Jahr 2014 ein Minus von 21,6 Milliarden Reais (6,7 Milliarden Euro). Petrobras hatte 2013 noch einen Gewinn von 23,6 Milliarden Reais erzielt.

Werben um Vertrauen

Der neue Petrobras-Chef Aldemir Bendine warb um Vertrauen. Die Veröffentlichung der Zahlen sei "ein fundamentaler Schritt in Richtung einer vollständigen Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit des Unternehmens", sagte Bendine bei einer Pressekonferenz. "Von nun an garantiert Petrobras wieder die Normalität seiner Beziehungen zu den Investoren." Die nächste Herausforderung sei nun die Erstellung eines Geschäftsplans für die kommenden fünf Jahre, der binnen 30 Tagen veröffentlicht werden solle.

Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) hatte sich geweigert, eine erste Fassung der Bilanz zu Jahresbeginn gutzuheißen, weil in dieser die durch illegale Zahlungen verursachten Verluste nicht korrekt verbucht worden waren. Petrobras und andere Konzerne stehen seit Monaten im Fadenkreuz von Staatsanwaltschaft und Polizei. Es geht um Korruptionsvorwürfe in Milliardenhöhe, bei denen Firmen jahrelang im Gegenzug für Petrobras-Aufträge Schmiergelder gezahlt haben sollen, die zum Teil auch an Parteien flossen.

In dem Skandal wurden am Mittwoch (Ortszeit) die ersten Angeklagten verurteilt. Der frühere Petrobras-Manager Paulo Roberto Costa und fünf weitere Angeklagte wurden schuldig befunden, bei dem Bau einer Raffinerie in Pernambuco einen unberechtigten Kostenanstieg von anfänglich 2,5 Milliarden Reais auf über 20 Milliarden Reais zur eigenen Bereicherung organisiert zu haben. Drei ehemalige Abgeordnete sowie der Schatzmeister der Arbeiterpartei (PT) der Staatschefin Dilma Rousseff befinden sich aufgrund der Aussagen des Verurteilten Costa in Haft.

Präsidentin Dilma Rousseff (Foto: Agencia Brasil)
Präsidentin Dilma RousseffBild: José Cruz/Agência Brasil

Der milliardenschwere Skandal ist mittlerweile zu einer Bedrohung für die Staatspräsidentin geworden. Die Rousseffs soll bis zu 200 Millionen Dollar (etwa 185 Millionen Euro) an Schmiergeldern von dem Staatskonzern erhalten haben. Insgesamt geht es in der Affäre um rund 3,8 Milliarden Dollar. Gegen 13 Senatoren, 22 Abgeordnete, zwei Gouverneure und mehrere frühere Kabinettsmitglieder wird ermittelt. Rousseff selbst saß dem Petrobras-Aufsichtsrat in den Jahren 2003 bis 2010 vor. Sie versichert aber, keine Kenntnis von den Vorgängen gehabt zu haben.

stu/rb (afp, dpa, epd)