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Feiern, Lernen, Klima schützen

16. März 2010

Was haben Nachtclubs und Universitäten gemeinsam? Man kann sie umweltfreundlich betreiben - und junge Menschen so für einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie sensibilisieren.

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Junge Frau mit farbigen Windrädern in der Hand (Quelle: Fotolia)
Klimaschutz ist wichtig - und muss nicht uncool seinBild: drubig-photo/Fotolia.com

Im September 2008 öffnete die erste Öko-Disko der Welt ihre Türen. Keine Sorge: Im Rotterdamer "Club Watt" gibt es weder einen Birkenstock-Dresscode noch Müsli-Snacks. Es geht ums Feiern und - sogar mehr als in jedem anderen Club - ums Tanzen.

Feiern, bis das Licht angeht

Eine elektromechanische Tanzfläche gibt unter den Füßen der Tanzenden dank starker Federn ein paar Millimeter nach. Wie bei einem Fahrraddynamo wird diese Bewegungsenergie in Strom umgewandelt. Der "Club Watt" benötigt dank seines Nachhaltigkeitskonzepts bis zu 30 Prozent weniger externe Energie als eine herkömmliche Disko - und hat seine CO2-Emissionen um rund ein Drittel reduziert.

Jugendliche auf Tanzfläche (Quelle: SDC)
Im "Club Watt" bleibt mehr vom Feiern übrig als ein Kater: Bis zu zehn Watt soll jeder Gast ertanzenBild: sustainable dance club

Damit man auch sieht, was man tut, strahlen die Glühbirnen in den Platten, aus denen die Tanzfläche besteht, umso heller, je schneller man tanzt. Das hat auch einen erzieherischen Aspekt: Wer sieht, wie er selbst Energie erzeugt, wird vielleicht anders über Strom nachdenken.

"Klimaschutz sollte Spaß machen"

In Berlin hat der Technoclub "Tresor" das Konzept vom klimaneutralen Feiern aufgegriffen: Im vergangenen Januar fand dort die dritte "High Voltage"-Party statt, bei der sauber gefeiert wird. Die Veranstalter berechneten den gesamten CO2-Ausstoß des Abends und spendeten den entsprechenden Wert einem Klimaschutzprojekt, das soviel CO2 einspart, wie bei der Party freigesetzt wurde.

"Klimaschutz sollte Spaß machen", sagt Jaap van den Braak vom niederländischen Unternehmen Sustainable Dance Club (SDC), der das Konzept des "Club Watt" mitentwickelt hat. Die Herangehensweise des Berliner "Tresor" - Klimaschutz durch Emissionshandel - würde den Nachhaltigkeits-Kriterien des SDC nicht entsprechen.  "Der Club Watt ist, soweit ich weiß, nach wie vor die einzige Disko in ganz Europa, die man wirklich als nachhaltig bezeichnen kann", so van den Braak.

Erste klimaneutrale Universität

Jugendliche installieren Solarpanele (Quelle: Greenpeace)
Oben auf: Junge Greenpeace-Mitarbeiter installieren SolarzellenBild: Greenpeace/Fabian Rieger

Der SDC hat seinen Plan vom klimaneutralen Feiern gemeinsam mit den technischen Hochschulen Eindhoven und Delft entwickelt. Neben Clubs, in denen sich Studenten am Wochenende amüsieren, sind Hochschulen ein weiterer Lebensmittelpunkt von jungen Leuten. Und auch dort hat man entdeckt, dass man in Sachen Klimaschutz am besten bei sich selbst anfängt.

Die Leuphana Universität Lüneburg will bis 2012 die weltweit erste klimaneutrale Uni werden - auf den Dächern der Gebäude sind bereits Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung installiert und ein Erdgaskraftwerk liefert nicht nur Wärme für den Campus, sondern auch für eine benachbarte Wohnsiedlung.

Seit 1996 kann man an der Hochschule Umweltwissenschaften studieren. Aber auch zwischen den Vorlesungen ist der Klimaschutz präsent: "Wir haben in der Mensa Beamer installiert, die zeigen, wie viel Energie gerade in den jeweiligen Unigebäuden verbraucht wird", erklärt Wolfang Ruck, Professor für Umweltchemie an der Leuphana Universität.

Afrikas erste Öko-Uni

Die Valley View Universität in Accra, Ghana, hat sich ebenfalls ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will die erste ökologische Hochschule in Afrika werden. Sonnenkollektoren versorgen bereits den gesamten Campus mit Energie, ein Regenwasserspeicher für die Toilettenspülung ist in Planung.

In einigen Toiletten wird sogar ganz auf Wasser verzichtet: "Erstens löst es das Problem der Wasserknappheit und zweitens werden die festen Stoffe kompostiert und aufs Land gebracht", erläutert Emmanuel Kwandahor von der Vally View Universität.

"Das Bewusstsein ist größer geworden"

Kenianische Schüler vor einem Laptop (Quelle: Greenpeace)
'We hope you can': Kenianische Schüler bitten Barack Obama per Email um mehr Einsatz für das KlimaBild: Greenpeace/Denis Jjuuko

"Klimaschutz wird in der so genannten Dritten Welt häufig mit praktischer Entwicklungshilfe verknüpft", sagt Richard Brand. Er koordiniert die deutsche Abteilung von "Solar Generation", einem internationalen Jugendprojekt von Greenpeace. In Kogelo, Kenia, installierte "Solar Generation" Solarzellen auf dem Dach einer Schule, die Strom für Laptops liefern.

So konnten die Schüler aus dem Dorf, in dem Barack Obamas Großmutter lebt, dem US-Präsidenten einige Tage vor Beginn des Klimagipfels in Kopenhagen im Dezember 2009 eine E-Mail schicken. Darin forderten sie ihn auf, sich mehr für den Klimaschutz einzusetzen.

"Solar Generation" will nicht nur Politiker darauf aufmerksam machen, dass sie mit dem Umgang der Natur durch die Mächtigen nicht einverstanden ist, sondern auch Gleichaltrige für den Umgang mit Energie sensibilisieren. Brand ist zuversichtlich: "Das Bewusstsein, etwas gegen den Klimawandel unternehmen zu müssen, ist bei den Jugendlichen in den letzten Jahren deutlich größer geworden." Möglicherweise auch deshalb, weil sie am Wochenende tanzen, bis das Licht angeht.

Autorin: Nele Jensch
Redaktion: Ranty Islam