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Euro weiterhin gefragt

16. Juni 2010

Nach der Einführung 1999 ist der Euro schnell zur zweitwichtigsten Reservewährung aufgestiegen. Optimisten sahen den Euro sogar auf gutem Weg, den Dollar als Leitwährung zu beerben. Doch nun steckt der Euro in der Krise.

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Symbolbild Euro-Münze (Foto: dpa)
Das Image europäischen Gemeinschaftswährung ist durch die Schuldenkrise angekratztBild: picture-alliance / Helga Lade Fotoagentur GmbH

Der Anteil des Euro als internationale Reservewährung ist seit seiner Einführung vor elf Jahren von 18 auf über 28 Prozent im vierten Quartal 2009 angewachsen.

Doch seit Anfang des Jahres ist der Kurs des Euro gegenüber dem Dollar um rund 20 Prozent gefallen. Der Verlust der Zentralbanken wird auf 300 Milliarden Dollar geschätzt. Dennoch sei die Stellung des Euro als Reservewährung nicht gefährdet, glaubt Nicolaus Heinen, Währungsexperte bei der Deutschen Bank: "Auf der einen Seite sehen wir die kurzfristige Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses, der die Tagesstimmung von Investoren, von den Akteuren auf den internationalen Finanzmärkten ausdrückt; auf der anderen Seite haben wir die ganz langfristigen Investitionsentscheidungen von Zentralbanken, von Staatsfonds, die den Euro als Reservewährung halten."

Dr. Nicolaus Heinen, Währungsexperte von der Deutschen Bank Research (Foto: Nicolaus Heinen)
Dr. Nicolaus Heinen, Währungsexperte der Deutschen Bank ResearchBild: N. Heinen

Es sind in erster Linie diejenigen EU-Staaten, die der Eurozone nicht angehören, die den Euro als Reservewährung haben."Diese Länder sind in erster Linie in Osteuropa. Sie brauchen den Euro als Interventionswährung, um den Wechselkurs ihrer nationalen Währung zum Euro stabil zu halten." Hinzu kämen die Wachstumsmärkte, die Emerging Markets, die auch den Euro zu den vorhandenen Dollarreserven in ihrem Portfolio beigemischt hätten, so Heinen weiter.

Mit gefangen, mit gehangen

Unter diesen Ländern zählt China zu den Hauptgläubigern der Eurozone. Die Volksrepublik hat schätzungsweise 515 Milliarden Euro in Wertpapiere der Euro-Staaten investiert. Ende Mai reichte ein Bericht der "Financial Times" aus, um den Euro in ein Vierjahrestief zu schicken. Dem Bericht zufolge sollte China dabei sein, wegen der anhaltenden Schuldenkrise in Europa seinen Euro-Bestand zu reduzieren. Prompt kam das Dementi aus Peking: Europa bleibe für China einer der wichtigsten Märkte für Investitionen, teilte die Notenbank mit. Daraufhin beruhigten sich die Märkte, und der Euro erholte sich.

Es war ein klassisches Beispiel dafür, wie wichtig öffentliche Ankündigungen sind. Nicolaus Heinen: "Und da müssen Länder, die Euro als Reservewährung halten, natürlich aufpassen, dass sie durch öffentliche Ankündigung, den Euro zu verlassen, nicht allzu viel Porzellan zerschlagen, denn das kommt dann in letzter Konsequenz auch auf den Wert der eigenen Devisenportfolios zurück."

Denn diese Länder halten bereits den Euro. Wenn der Wert der Gemeinschaftswährung sinkt, mindert sich auch der Wert ihrer Investitionen. Mit gefangen, mit gehangen.

Der Konkurrent heißt Renminbi

Chinesische Währung Renminbi (Foto: picture-alliance / dpa)
Die chinesische Währung Renminbi könnte Euro langfristig Konkurrenz machenBild: picture-alliance / dpa

Aus demselben Grund würden auch die Zentralbanken von Saudi Arabien oder Vereinigten Arabischen Emiraten nicht im großen Stil ihre Euro-Reserve abstoßen, meint Nicolaus Heinen, "weil der Euro tatsächlich zu wichtig ist, als dass man ihn jetzt durch größere Devisenmarkttransaktionen im Wert zerstören würde. Damit schießen sich die Länder ja ins eigene Knie."

Doch auch wenn die Eurogläubiger aus eigenem Interesse vorläufig an ihrem Euro-Engagement festhalten, werden sie langfristig nach Anlagealternativen suchen. Die Konkurrenz kommt aus Fernost, ist Währungsexperte Heinen überzeugt. Wichtig sei, was die Chinesen in den nächsten zehn bis 15 Jahren geld- und währungspolitisch veränderten. "Wenn die Chinesen ihre geldpolitische Strategie auf Kapitalverkehrsfreiheit und freie Wechselkurse ändern, dann wird es für den Euro brenzlig und dann muss die Eurozone sich noch mehr anstrengen, ihre Rolle als ewiger, glücklicher Zweiter hinter dem Dollar zu verteidigen."

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Rolf Wenkel